10. August 2015

Tätigkeiten

Forschung

Der Verein versucht das historische Gotisch noch weiter zu erforschen. Viele wissenschaftliche Betrachtungen sind bereits mehrere Jahrzehnte alt. Der Forschungsstand hat sich seitdem eventuell verändert. Deshalb wollen wird eine neuere gotische Forschung initiieren. Das Gotische kann in vielerlei Hinsicht die historische Linguistik und die Indogermanistik noch bereichern und dazu beitragen, mehr Erkenntnisse hierüber zu gewinnen. Es gibt verschiedene Sprachdenkmäler, derer man sich bedient, die wichtigsten sind unter anderem die Wulfila-Bibel und die Skeireins. Sie liefern einen guten Einblick in die Lexik und Grammatik des Gotischen, lassen allerdings noch viele Fragen offen. Diese zu klären, haben wir uns zur Aufgabe gesetzt.

Neugotisch

Das Neugotische ist eine Weiterentwicklung der historischen gotischen Sprache. Es handelt sich dabei um ein dezentrales Sprachausbau-Projekt, das vor allem von vielen Freiwilligen auf der ganzen Welt vorangetrieben wird, die sich im Internet austauschen. Die Lücken und Fragen der Grammatik werden durch verschiedene Methoden versucht, gefüllt und beantwortet zu werden. Außerdem wird der Wortschatz erweitert und der Aktualität des modernen Lebens angepasst. Das bedeutet, dass Wörter gefunden werden müssen, die den Wortschatz in der Art komplementieren, dass sich quasi alles in dieser Sprache ausdrücken ließe. Hierin steckt die meiste Arbeit, da man nie damit fertig ist, weil stets neue Begriffe für die sich verändernde moderne Welt gefunden werden müssen. Aber nicht nur moderne Begriffe müssen neu kreiert werden; auch Lücken in einigen Grammatikparadigmen und anderes müssen geklärt werden. Um den Wortschatz zum Zeitpunkt der Wulfilfa-Bibel erschöpfend wiederzugeben, reichen die Sprachdenkmäler freilich bei weitem nicht aus. Ganz banale und alltägliche Wörter haben daher noch keine Entsprechung in der Überlieferung.

Die neuen Begriffe und Grammatikstrukturen werden nicht schlicht ausgedacht, sondern gründen meist auf Vergleichen mit anderen Sprachen, sind Fremdwortimporte, die an dieser Stelle vertretbar erscheinen oder sind phonologisch rekonstruiert. Im Allgemeinen zeichnet sich stets ein gewisser Konservatismus ab, da versucht wird, möglichst genuin gotische Wörter zu benutzen, zum Beispiel als Rekonstrukt, das möglichst genau dem eventuellen gotischen Wort entspricht, oder auch als bereits überliefertes Wort aber mit einer Bedeutungserweiterung auf den neu zu findenden Begriff.

Revitalisierung

Der Verein vertritt keine aktive Rolle innerhalb der neugotischen Wiederbelebungsbestrebungen. Als deskriptives Organ kann es diesen Prozess entweder passiv begleiten und beobachten oder als Beratungsstelle dienen, um Fragen zur Sprache zu klären, die für eine neugotische Rekonstruierung wichtig erscheinen. Wir unterstützen Gruppen von Menschen, die versuchen, miteinander in Gotisch zu kommunizieren. Die sprachliche Diversität nimmt zunehmend ab, wo es damals das römische Reich und seine Kreuzzüge waren, ist es heute die Globalisierung und die postkolonialien Majoritätssprachen. Einen entschiedenen Schritt gegen die sprachliche Eintönigkeit wäre es, Kundige und Interessierte zu motivieren, Gotisch als Sprache zu verwenden, ob zuhause oder in der Öffentlichkeit. Um eine erfolgreiche Revitalisierung zu ermöglichen, ist natürlich zunächst ein umfassender Ausbau der Sprache hin zum Neugotischen vonnöten.

Beratung

Zudem übernimmt der Verein eine beratende und stellvertretende Funktion ein. Wann immer Fragen das Gotische betreffend oder Übersetzungsanfragen aufkommen, steht es beratend zur Seite und hilft hierbei. Außerdem setzt er sich für das Gotische ein und vertritt es in der Öffentlichkeit.

Publikationen

Der Verein plant, in absehbarer Zukunft Publikationen zum Thema Gotisch zu veröffentlichen.

Bibliothek

Wir sind zudem darum bemüht, eine Bibliothek aufzubauen, die versucht möglichst viele Werke über das Gotische zu sammeln und zu dokumentieren. Da der Verein keine Einnahmen hat und sich auf Spenden und Privatzuschüsse stützt, wird dies einige Zeit in Anspruch nehmen, bis eine nennenswerte Sammlung zustande kommt.

Andere Sprachen

Als reine Nebenbeschäftigung beschäftigt sich der Verein auch mit anderen Sprachen. Vorrangig den ostgermanischen Sprachen kommt hier besondere Beachtung zu, da sie mit dem Gotischen eng verwandt sind. Selbstredend hat neben Gotisch natürlich auch das Krimgotische einen großen Stellenwert in der forschenden Tätigkeit des Vereines. Weiter können auch alte germanische Sprachen wie Altenglisch, Altnordisch, Altsächsisch, Altfriesisch und Althochdeutsch sowie ihre Nachkommen hier behandelt und untersucht werden. Da eine große sprachliche Verwandtschaft zwischen diesen Sprachen herrscht, sind sie auch für die gotische Forschung nicht unerlässlich.

The Gothic Institute

Es ist seit langem ein Anliegen, die forschende und wissenschaftliche Tätigkeit auszugliedern in Form eines internationalen „Gothic Institute“, dessen Arbeitssprache Englisch wäre. Erste Modelle und Planungen stehen bereits und wir hoffen, das Gotische Institut in absehbarer Zeit auf die Beine zu stellen, wobei der Verein der Träger wäre.